Schwangerschaftsdiabetes

Seit Anfang Oktober weiß ich, dass ich Schwangerschaftsdiabetes habe und habe mich auch ausgiebig mit diesem Thema beschäftigt. Alles was man im Internet dazu findet macht eher Angst als das es einem hilft damit entsprechend umzugehen.

Der nachfolgende Text ist nicht nur allgemein sondern auch auf meine Person geschrieben. Jeder Körper und jede Schwangere ist anders und es gibt keinen Masterplan, aber ich denke, es ist sinnvoll wenn man mal ein klein wenig Infos und Input bekommt, der nicht zwingend gruselig ist.

Natürlich ist es eine ernste Angelegenheit und wenn ich das Ganze ignorieren würde, dann schade ich zwangsläufig mehr meinem ungeborenen Kind als mir selbst. Daher habe ich alles auf folgende Weise gesehen “ich kann mich wehren, mein Baby nicht”.

Zuvor sei geklärt, bzw. kurz erläutert was Schwangerschaftsdiabetes ist. Eigentlich nämlich nichts Anderes als das bei zu viel Aufnahme oder Produktion von Zucker nicht nur der eigene Körper Insulin produziert sondern auch das Baby. Das unser Körper Insulin produziert ist völlig klar und auch richtig so. Insulin ist jedoch ein Wachstumshormon und führt beim Baby dazu, dass es zu groß werden kann. Natürlich gibt es Kinder die von Natur aus groß sind, aber in der Regel ist ein Kind bei Geburt nicht größer als 55cm und auch nicht schwerer als 4kg.

Eben habe ich es bereits angesprochen… die Produktion von Zucker. Ich selbst wusste bis vor der Diagnose nicht, dass der Körper um genau zu sein die Leber ebenfalls Zucker produziert, wenn nicht genügend Input kommt. Leider jedoch ist die Leber ein bisschen dumm und macht das so lange bis die Bauchspeicheldrüse mit der Produktion von Insulin zum Ausgleich hinterher gekommen ist. Bis sie das geschafft hat, kann aber bereits Zucker über die Plazenta an das Baby gelangen und dagegen will sich natürlich auch der Körper des Babys wehren. Alles also nicht so einfach.

Folgendes wird nach der Diagnose von Schwangerschaftsdiabetes gemacht:

Man erhält ein Blutzuckermessgerät mit allem Zubehör und misst dann regelmäßig seinen Blutzucker. In meinem Fall: Nüchtern (direkt nach dem Aufstehen), 1 Stunde nach dem Frühstück, vor dem Mittagessen, 1 Stunde nach dem Mittagessen und vor dem Abendessen sowie dann wieder 1 Stunde danach.

Zusätzlich bekommt man Informationen über Lebensmittel die den Blutzucker schnell ansteigen lassen und Lebensmittel die das ganze verzögern. Ich habe eine Woche lang dann meine Werte notiert und auch was ich gegessen habe und die erste Woche war wahnsinnig frustrierend. Eigentlich ging es nur ums Essen. Über alles macht man sich Sorgen und Gedanken. Bis zu einem gewissen Grad ist das natürlich und auch richtig, aber ich war wirklich gefrustet.

In der nächsten Woche wurde dann alles besprochen und man bekommt noch mehr Input. Gut für den Körper ist, wenn man pro Tag mindestens 12 Kohlehydrateinheiten (KE) zu sich nimmt. Verteilt auf den Tag bei 3 regelmäßigen Mahlzeiten sind das dann 4 pro Mahlzeit. Ich persönlich schaffe es leider meistens nicht. 10 KE sind durchschnittlich mein Maximum. Hinzu kommt, dass mein Körper morgens große Anlaufschwierigkeiten hat, aber so ab 10/11 Uhr auf Betriebstemperatur ist. Warum das wichtig ist? Tja, wenn du nicht weißt wie dein Körper funktioniert, dann kannst du vieles einfach gar nicht steuern.

Da ich ohne Unterstützung morgens nur sehr wenige Kohlenhydrate zu mir nehmen könnte, habe ich Insulin auf Bedarf erhalten. Ich spritze mir also, je nachdem was ich vor habe zu Essen, die entsprechenden Insulineinheiten. Was definitiv ÜBERHAUPT nicht schlimm ist, eher im Gegenteil. Ich sehe das von mir gespritzte Insulin als eine Unterstützung für meinen Körper. Somit helfe ich mir, mir selbst zu helfen.

Ich halte mich an keine Diäten oder Essenpläne. Jede Schwangere kann glaube ich nachvollziehen, dass das auch wahnsinnig schwierig ist. Ich verzichte auch nicht großartig, aber ich esse definitiv anders. Was ich geändert habe ist, dass ich versuche auf Weißmehl (Weizenmehl) zu verzichten oder durch Dinkelmehl zu ersetzen. Auch zwinge ich mich dazu 3 Mahlzeiten regelmäßig zu mir zu nehmen. Leider habe ich oft gar keinen Hunger und wenn ich dann versuche zu essen, dann geht es meistens nach kurzer Zeit einen Rückwärtsgang. An solchen Tagen verteile ich mein Essen auf den Tag – also dann mit Zwischenmahlzeiten.

Ich versuche morgens ca. 2 bis 3 KE zu mir zu nehmen. Tja… die spannende Frage ist natürlich was da so sein kann. Obst kann ich morgens beispielsweise fast völlig vergessen, dass schafft mein Körper auch mit Unterstützung nur bedingt. Daher gibt es morgens meistens etwas mit Milch.

200ml Milch haben 1KE, wenn ich dazu 1 Esslöffel kernige Haferflocken esse, dann bin ich bei 2KE, denn 1EL Haferflocken haben ebenfalls 1KE. Meistens ist das mein Frühstück in der Woche.

Errechnen kann man die Kohlehydrateinheiten sehr einfach. Man nehme sich die Rückseite der Verpackung des gewünschten Essens. Dort sind die Nährwerte aufgeführt.

Beispielsweise die kernigen Haferflocken von Kölln (ja sorry wegen der Werbung, aber überall ist was Anderes drin):

Pro 100g sind 55,8g Kohlenhydrate enthalten. Davon sind 1,2g Zucker.

Die Angabe der Kohlenhydrate wird durch 10 geteilt. Somit stecken in 100g Haferflocken 5,6KE (oder am Besten gleich 6KE).

Das kann man im Übrigen bei allem genau so rechnen. Ob der Geflügelsalat (bitte kein “nimm’s leicht” oder sowas nehmen, denn der Vergleich zeigt, dass das Original a) besser schmeckt und b) weniger Kohlenhydrate hat – warum auch immer!)

Am Wochenende ess ich gern mal ein Brötchen. Gut ist, wenn ich dann eher Wurst und Käse esse als beispielsweise Marmelade, denn Marmelade (so lecker sie ist) ist leider ganz böse zu mir. Auch die, die ich eigens gekocht habe (so eine Gemeinheit!). Wenn ich aber so gar nicht auf den Klecks Marmelade verzichten kann, dann… tja. Spritz ich mir eine Einheit Marmeladeninsulin. Dabei rechne ich persönlich immer 1 Teelöffel ist 1KE.

Dann habe ich übrigens bei 1 Brötchen mit Marmelade auf einer Hälfte und Wurst/Käse auf der anderen 3KE. 1 Brötchen hat 2KE und die Marmeladeneinheit dazu.

Zwischen jeder Mahlzeit die man am Tag zu sich nimmt, sollten wenigstens 2 Stunden liegen in dem der Körper die Möglichkeit hat, das Essen zu verarbeiten. Damit ist nicht nur die Darmtätigkeit gemeint ;).

Zum Mittag oder auch Abendessen gibt es dann oftmals was Deftiges. Ich esse derzeit gern Kartoffeln oder aber auch die üblichen Verdächtigen wie Spaghetti Bolognese, Pizza und Co. Alles natürlich selbstgemacht. Bei Fertigprodukten immer schön vorher auf die Kohlenhydrate achten. Da ist manchmal Zeugs drin…. hach das will man nicht. Wenn es mal der Megahunger ist und damit mein ich nicht den richtigen Hunger sondern eher den Heißhunger auf noch n zweite oder dritte Runde Spaghetti, dann am Besten danach einen schönen Spaziergang machen, damit die Verarbeitung der Schlemmereien angekurbelt wird.

Im Internet kursiert die Meinung, dass man am Besten auf Kohlenhydrate verzichten sollte. Aber das ist echt ein total bescheuerter Rat. Kohlenhydrate sind für Mama und auch für das Baby wichtig. Es reicht schon aus, dass man die dann bewusst zu sich nimmt. Das heißt einfach und allein, dass man sich Gedanken über sein Essen macht und nicht wahllos bis zum Koma alles in sich reinstopft.

Während der Schwangerschaftsdiabetes-Zeit sollte man eigentlich auf Süßigkeiten verzichten und ich weiß wie schwer das ist. Wenn man aber weiß was an KE in einer Süßigkeit sind oder es einfach auch mal sein soll, dann bin ich der Meinung das man das auch machen sollte, ABER (!!!!) in Maßen. Ich bin ein totaler Junkie was Lebkuchen und Co angeht. Ich liebe die Weihnachtszeit und esse das sooooo gerne. Somit war das für mich anfangs das Schwierigste, aber….. nur Anfangs. Denn wenn man weiß was in so einem Lebkuchen (lieber nicht essen) oder einem Dominostein (eher essbar) drinsteckt, dann kann man sich davon auch mal einen gönnen. Bei Dominosteinen gehen sogar mal 2. Das tolle dabei ist…. Man genießt diese zwei Dominosteine sowas von extrem und sie schmecken 1000x besser als wenn ich sie in mich hinein schaufeln würde.

Ich liste hier mal einiges auf, was derzeit sehr hoch im Kurs bei mir steht und welche KE das dann hat. Hierzu habe ich von meiner Ernährungsberaterin bei der Diabetologin ein super hilfreiches Heft erhalten “Kalorien mundgerecht für unterwegs” (Bayer Diabetes Service). Dort sind sehr viele Lebensmittel und Ihre Broteinheiten aufgezeigt. Das einzige Manko sind eigentlich, dass dort Broteinheiten aufgezeigt sind und nicht die Kohlehydrateinheiten, aber da 10g Kohlenhydrate eine KE sind, kann man sich das wieder umrechnen.

Hier also meine Liste (die Angabe bezieht sich immer zu 1KE… sprich 1KE sind…):

  • 140g Ananas
  • 1/2 Banane
  • 1 Kiwi
  • 1/3 Kaki
  • 1 Apfel
  • 1 Birne
  • 1/2 Brötchen (lieber ein Vollkornbrötchen als ein helles)
  • 1/2 Hörnchen / Croissant
  • 1 hühnereigroße Kartoffel
  • 1/3 Kuchen (die meisten gehen leider eher nicht)
  • 3 Butterkekse
  • 1,5 Dominosteine
  • 1/3 Lebkuchen (sag ja die sind gemein)
  • 2 Spekulatius (lieber die Gewürz als die Butterdinger)
  • 1/2 Spritzkuchen (yeaaaahhh)
  • 1 Riegel Alpenmilchschokolade (Referenz ist hier Milka)
  • 1 Hanuta
  • 1 Milchschnitte
  • 2 Toffifee (gemein)
  • 1 Ü-Ei
  • 12 Gummibärchen (jedoch nicht zu empfehlen, da die schnell den Blutzucker ansteigen lassen)

Fastfood sollte man besser meiden. Was jedoch geht sind 6 Nuggets von McDonalds, denn die haben 1 KE. 1/3 Hamburger oder Cheeseburger hat auch je 1KE. von allem was größer ist, geht dann nur noch 1/4.

Auch wenn man mal unterwegs ist, muss man nicht zwingend verzichten. Ich habe aktuell entweder einen geschnittenen Apfel dabei oder aber einen Corny Riegel in der free Variante. Btw. der schmeckt viel leckerer als die anderen ;). Oder ich hole mir beim Bäcker ein belegtes Roggenvollkornbrötchen (bei uns heißt der Schusterjunge, weiß nur nicht ob das regional oder übergreifend ist).

Wir waren bisher schon im Kino und auch da hatte ich Knabbereien. Nur nicht das Popcorn…. das ist ÜBERHAUPT nicht geeignet. Aber Nüsse oder was Herzhaftes wie Käsesnacks oder Minifrikadellen sind eine Alternative. Vielleicht nicht die Beste, aber es geht. Dazu dann ein Zero-Getränk (Fanta oder Sprite, meistens vorher im Einzelhandel erworben) und schon kann der Film losgehen.

Was auch als Essen nicht zu empfehlen ist, ist leider das Chinesische Essen. Dort wird sehr viel mit Mehl und auch Zucker gearbeitet und der Reis ist wirklich arg schlecht für den Blutzucker. So ärgerlich es ist, aber das sollte man wirklich vermeiden.

Für solche, zu vermeidenen Dinge, habe ich mir eine “Nach der Geburt will ich…”-Liste gemacht:

  • bei Burgerking oder McDonalds essen
  • Cola und Redbull
  • Kino mit Popcorn
  • Cornflakes
  • Leberwurst- und Teewurstbrötchen (sollte man ja allgemein in der Schwangerschaft vermeiden)
  • Chinesisch essen
  • ….

Das werde ich dann abarbeiten 🙂 auch wenn das für viele wahrscheinlich auf völliges Unverständnis trifft ist es für mich einfach etwas, was ich machen möchte und worauf ich schon während der Schwangerschaft immer Lust hatte.

Meine 5ct zur Schwangerschaftsdiabetes und wie man damit umgehen kann. Ich hoffe ich konnte ein bisschen behilflich sein. Bei Fragen, gerne anschreiben.